Ohne Rüstung Leben e.V.
Frieden politisch entwickeln

Termin - 20. Januar 2025 - UPDATE: 20. Mai 2025

8. Kirchlicher Aktionstag gegen Atomwaffen in Büchel am 17. Mai 2025

Kirchlicher Aktionstag 2025 gegen Atomwaffen in Büchel

Am vergangenen Samstag fand der vorerst letzte Kirchliche Aktionstag vor dem Haupttor des Luftwaffenstützpunktes Büchel in der Eifel statt. Rund 120 Menschen trafen sich zum gemeinsamen Gebet und Protest gegen die US-Atomwaffen in Deutschland. Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst betonte: "Atomwaffen zielten auf blindwütigen Tod all dessen, was Gott geschaffen hat."


Die Teilnehmenden versammelten sich bei ungewöhnlich kühlem Maiwetter in Büchel. Wie immer reicht der Blick vom Haupttor des Fliegerhorstes weit über die idyllischen Felder und Hügel der Eifel. Hinter den mehrfach gesicherten und von Feldjägern rigoros überwachten Zäunen ist der Umbau des Stützpunktes für die neuen F-35-Atombomber in vollem Gange.

Diesen Gegensatz zwischen der unvorstellbaren Zerstörungskraft der Atomwaffen auf der einen Seite und der idyllischen Natur auf der anderen Seite, der hier in Büchel besonders stark zu spüren ist, werden mehrere Rednerinnen und Redner auf der Bühne zum Thema machen.

Teilnehmende beim 8. Kirchlichen Aktionstag gegen Atomwaffen in Büchel

Rund 120 Menschen waren nach Büchel gekommen. Foto: Ohne Rüstung Leben

 

Verantwortliche an die ethischen Folgen erinnern

Das Programm beginnt mit der Verlesung eines Grußwortes von Präses Thorsten Latzel aus der Evangelischen Kirche im Rheinland. Die Kirche sei kein sicherheitspolitischer Akteur, aber sie habe die Aufgabe, ihre mahnende Stimme zu erheben. Es gehe darum, "die politisch Verantwortlichen daran zu erinnern, was ihr Handeln ethisch bedeutet und wem sie Rechenschaft schuldig sind", schreibt der Theologe. "Und es ist unsere Aufgabe, dafür zu arbeiten und zu beten, dass eines Tages alle Atomwaffen abgeschafft worden sind."

Moderatorin Beate Engelke blickt auf die zurückliegenden Kirchlichen Aktionstage, etwa mit Renke Brahms, Margot Käßmann und Friedrich Kramer. "Wer hätte gedacht, dass sich an einem so unscheinbaren Kreisel in der Eifel so viel kirchliche Prominenz versammeln würde?", freut sie sich. Gregor Rehm, der Friedensbeauftragte der Evangelischen Kirche der Pfalz, erinnert daran, dass das Leid der Atombombe nicht erst beim Abwurf beginnt, sondern viel früher: Bei den Tests, aber auch schon beim Abbau des Uran.

Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst und Weihbischof Otto Georgens.

Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst und Weihbischof Otto Georgens. Fotos: Ohne Rüstung Leben


"Wie können wir Gewalt eindämmen?"

Mit dem Schlag der Friedensglocke beginnt der Ökumenische Gottesdienst. Rund 120 Christinnen und Christen hören eine Predigt der Kirchenpräsidentin der Evangelischen Kirche der Pfalz, Dorothee Wüst, und des Weihbischofs des Bistums Speyer, Otto Georgens.

"Die Frage, die wir uns stellen müssen, lautet: Wie können wir Gewalt eindämmen? Wie können wir Gewalt überwinden? Natürlich gibt es darauf keine einfachen Antworten", betont Georgens mit Blick auf die Gewalt überall in der Welt. Wüst spricht zu Römer 12, 21: "Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem". Atomwaffen dienten dazu, Böses mit Bösem zu überwinden, macht die Kirchenpräsidentin deutlich.


"Wir sind und bleiben Pazifisten!"

"Ich kann Waffen grundsätzlich und unter allen Umständen ablehnen oder sie als das kleinere Übel, als Mittel zum Zweck zähneknirschend akzeptieren. Atomwaffen aber stehen auf einem anderen Blatt!", betont die Kirchenpräsidentin. Sie dienten nicht der Selbstverteidigung oder dem Lebensschutz, sondern zielten auf blindwütigen Tod all dessen, was Gott geschaffen hat. "Atomare Abschreckung kann und darf nicht Teil militärischer Strategien und politischer Winkelzüge sein." 

Es sei neu und erschreckend, dass die Machtansprüche von Potentaten und Verstöße gegen die mühsam erkämpften Menschenrechte und die Menschenwürde zur Normalität werden. Dabei müsse die Kirche klarstellen, wo sie stehe: "Immer auf der Seite der Friedfertigen und Friedenswilligen. Immer auf der Suche nach einem Frieden, der mehr ist als die Abwesenheit von Waffen. Wir sind und bleiben Pazifisten!", so Dorothee Wüst.

Simon Bödecker von Ohne Rüstung Leben spricht in Büchel

Simon Bödecker von Ohne Rüstung Leben spricht in Büchel. Foto: Dieter Junker


"Koalitionsvertrag ist ein Offenbarungseid"

Simon Bödecker von Ohne Rüstung Leben unterstreicht in seiner Rede [PDF-Download]: "Es ist in diesen Tagen so wichtig wie schon lange nicht mehr, klar und deutlich NEIN zu sagen! NEIN zu Atomwaffen. NEIN zur Drohung mit Atomwaffen und vor allem NEIN zu den Gedankenspielen einer atomaren Aufrüstung in Europa oder gar Deutschland!" Sicherheit könne es nicht mit mehr, sondern nur ohne Atomwaffen geben!

Der Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung sei mit Blick auf atomare Abrüstung ein Offenbarungseid. Daher würden Ohne Rüstung Leben und seine Partnerorganisationen der Politik ganz genau auf die Finger schauen. Gleichzeitig sei es aber wichtig, mit jenen Menschen ins Gespräch zu kommen, die Atomwaffen für notwendig halten: "Es ist an uns allen, mehr Räume für Dialog und Austausch schaffen, damit wir miteinander und nicht aneinander vorbei sprechen!", so Bödecker.

Das Organisationsteam der Kirchlichen Aktionstage gegen Atomwaffen

Großer Dank galt der Projektgruppe "Kirchen gegen Atomwaffen". Foto: Ohne Rüstung Leben


Projektgruppe will über Weiterarbeit beraten

Gemeinsam wurde in Büchel gefeiert, gesungen und gebetet - doch es wurde auch getrauert. Bei den Fürbitten wurde Ulrich Suppus von der Friedensinitiative Hunsrück gedacht, der lange Jahre aktiv in der Projektgruppe "Kirchen gegen Atomwaffen" mitgearbeitet hatte und wenige Tage vor dem diesjährigen Aktionstag unerwartet verstorben war.

Außerdem waren viele Teilnehmende wehmütig darüber, dass dies der letzte Aktionstag in dieser Form sein sollte. "Das war hier immer mehr als gemeinsames Gebet und Protest, es war auch ein Treffpunkt für Gespräche, für Wiedersehen, für Gedankenaustausch. Das wird fehlen", so Simon Bödecker. Die Projektgruppe, die seit 2018 die Aktionstage organisierte, will sich im Juli 2025 treffen, um über den künftigen kirchlichen Protest gegen Atomwaffen in Büchel zu beraten.

 


 

8. Kirchlicher Aktionstag für eine atomwaffenfreie Welt


Samstag, 17. Mai 2025, vor dem Fliegerhorst Büchel  [Google Maps]


Programm

11:00 Uhr  Ankommen, Begrüßung und inhaltliche Einführung. Musik der Gruppe "Rostlos"

12:00 Uhr  Ökumenischer Gottesdienst mit einer Predigt von Dorothee Wüst und Otto Georgens

13:00 Uhr  Mittagessen: Mitgebrachtes wird geteilt, Kaffee und Kuchen gegen Spenden

14:00 Uhr  Impulse und Musik (Beiträge z. B. von Simon Bödecker von Ohne Rüstung Leben)

15:00 Uhr  Heimreise

 

Die Predigt im Ökumenischen Gottesdienst wurde in diesem Jahr gehalten von Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst sowie Weihbischof Otto Georgens. Dorothee Wüst ist seit 2021 Kirchenpräsidentin der Evangelischen Kirche der Pfalz, zuvor war sie ab 2018 Oberkirchenrätin der pfälzischen Landeskirche. Otto Georgens ist seit 1995 Weihbischof im Bistum Speyer und Domprobst von Speyer.

 


 

Anreise

Wie in den vergangenen Jahren standen Parkplätze auf der gesperrten Landstraße L 52 zur Verfügung. Die Anreise mit Öffentlichen Verkehrsmitteln ist erschwert, da Buslinien lokal umgeleitet werden. Das "Forum Friedensethik in der Evangelischen Landeskirche in Baden" (FFE) organisierte wieder eine Fahrt mit dem Reisebus von Karlsruhe nach Büchel und zurück. 

 


 

Über die Projektgruppe "Kirchen gegen Atomwaffen"

Seit 2018 gibt es Kirchliche Aktionstage in Büchel. Sie werden organisiert von der Projektgruppe "Kirchen gegen Atomwaffen", der Christinnen und Christen aus mehreren evangelischen Landeskirchen sowie der katholischen Friedensbewegung pax christi angehören. 2025 fand voraussichtlich der letzte Aktionstag in dieser Form statt.


kirchengegenatomwaffen.wordpress.com

 


 

Unsere Berichte von den bisherigen Kirchlichen Aktionstagen in Büchel



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Die Vereinten Nationen haben einen Atomwaffenverbotsvertrag ausgehandelt und durch die insgesamt 122 teilnehmenden Staaten verabschiedet. Am 22. Januar 2021 trat der Vertrag in Kraft.

Auf unserer Themenseite finden Sie alle Nachrichten zum Atomwaffenverbotsvertrag.

 

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