Ohne Rüstung Leben e.V.
Frieden politisch entwickeln

Offener Brief - 24. März 2023

8 Jahre Jemen Krieg: Europas Beteiligung an Kriegsverbrechen - Rüstungsexporte einstellen und Straflosigkeit beenden!

Demonstration gegen Rüstungsexporte nach Saudi-Arabien in London
Demonstration in London, Foto: Alisdare Hickson, flic.kr/p/Fkwenx, CC BY-SA 2.0 [Lizenz]

33 Organisationen fordern in einer gemeinsamen Erklärung, staatliche Akteure und europäische Rüstungsunternehmen für ihre Beteiligung an Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit im Jemen-Krieg zur Verantwortung zu ziehen.


Vor 8 Jahren, am 26. März 2015, begann die von Saudi-Arabien angeführte Militärkoalition die Luftoffensive "Decisive Storm", die den Jemen-Konflikt und das Leid der Zivilgesellschaft auf eine neue Eskalationsstufe hob.

Mit dem anstehenden Jahrestag der Luftoffensive erneuern 32 Organisationen ihre Forderung, staatliche europäische Akteure und europäische Rüstungsunternehmen für ihre Beteiligungen an Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit zur Verantwortung zu ziehen.


Das Bündnis fordert:

  • Ermittlungen zur strafrechtlichen Verantwortung von europäischen Behörden und Rüstungsunternehmen müssen auf nationaler und internationaler Ebene - durch den Internationalen Strafgerichtshof (IStGH) - aufgenommen werden
  • Die bis heute anhaltenden Waffenexporte und militärische Unterstützung für Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate müssen unverzüglich eingestellt werden;
  • Genehmigungsverfahren und Exportlizenzen müssen auch rückwirkend geprüft werden, denn Exportlizenzen dürfen keinen Freibrief für Menschenrechtsverbrechen und Straffreiheit darstellen!


Kriegsverbrechen strafrechtlich verfolgen

Die internationale Gemeinschaft muss endlich entschlossen auftreten, die Situation befrieden und diejenigen Akteure, die potentiell Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen haben, strafrechtlich verfolgen.

Da allen Kriegsparteien Menschenrechtsverbrechen vorgeworfen werden, müssen die Vereinten Nationen einen internationalen Mechanismus zur strafrechtlichen Verantwortung einrichten, dessen Mandat die Untersuchung von Menschenrechts- und Völkerrechtsverbrechen sowie Berichte über die menschenrechtliche Situation im Jemen beinhaltet. Relevante Beweise müssen gesammelt, analysiert und archiviert werden, um eine mögliche Strafverfolgung zu gewährleisten.


Klarer Verstoß gegen das Völkerrecht

Verhandlungen über eine Fortsetzung der knapp einjährigen Waffenruhe sind im Oktober 2022 gescheitert, dadurch kann die Gewaltspirale jederzeit wieder eskalieren und die ohnehin schon katastrophale Situation der Zivilbevölkerung weiter verschlechtern. Der Konflikt forderte bislang über 300.000 Todesopfer. Mehr als 4 Millionen Menschen mussten innerhalb des Jemens fliehen. Über 23 Millionen Jemenit*innen sind zudem auf humanitäre Hilfe angewiesen.

Der Zugang zu Wasser, Nahrung, medizinischer Versorgung und selbst zu Hilfsgütern ist durch Konfliktfolgen und Konfliktparteien eingeschränkt. Die saudische Luft- und Seeblockade hat weitreichende menschenrechtliche Folgen für die jeminitische Zivilgesellschaft und die systematische Bombardierung ziviler Infrastruktur durch die Militärkoalition ist ein klarer Verstoß gegen das Völkerrecht.


Straflosigkeit hält bis heute an

Bereits 2019 reichten das "European Center for Constituional and Huamn Rights" (ECCHR), "Mwatana for Human Rights", Amnesty International, die "Campaign Against Arms Trade", "Centre Delàs" und "Rete Pace Disarmo" eine Strafanzeige beim IStGH ein, in der exemplarisch und detailliert 26 saudische Luftangriffe auf Zivilist*innen rekonstruiert werden.

Bei diesen völkerrechtswidrigen Angriffen kamen auch europäische Rüstungsgüter zum Einsatz. Auch auf nationaler Ebene wurden Strafanzeigen eingereicht. Trotz gut dokumentierter Verstöße und eindeutiger Beweise für Europas Beteiligung an Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit im Jemen hält die Straflosigkeit bis heute an.


Menschen im Jemen haben Gerechtigkeit verdient

Die Reaktion auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine zeigt, dass die internationale Gemeinschaft in der Lage ist, Staaten, die gegen das Völkerrecht verstoßen, zu sanktionieren und im Falle potentieller Völkerrechtsstraftaten Ermittlungen einzuleiten. Auch die Bevölkerung im Jemen verdient die Aufarbeitung und Verfolgung der schwerwiegenden Verbrechen, die an ihr begangen wurden und werden.

 

Diese Forderungen werden unterstützt von:

  • Mwatana for Human Rights (Jemen)
  • Campaign Against Arms Trade (Großbritannien)
  • Amnesty International France (Frankreich)
  • Centre Delàs (Spanien)
  • European Center for Constitutional and Human Rights (Deutschland)
  • Rete Italiana Pace e Disarmo (Italien)
  • International Service for Human Rights (Schweiz)
  • Control Arms (Vereinigte Staaten)
  • Global Centre for the Responsibility to Protect (Vereinigte Staaten)
  • World Organisation Against Torture (Vereinigte Staaten)
  • Vredesactie (Belgien)
  • PAX (Niederlande)
  • Yemen Relief and Reconstruction Foundation (Vereinigte Staaten)
  • Stop Fuelling War, Cessez d'alimenter la Guerre (Frankreich)
  • International Federation for Human Rights (Frankreich)
  • Stop Wapenhandel (Niederlande)
  • MENA Rights Group (Schweiz)
  • Shadow World Investigations (Großbritannien)
  • International Center for Transitional Justice (Vereinigte Staaten)
  • Swedish Peace and Arbitration Society (Schweden)
  • Aktion Aufschrei - Stoppt den Waffenhandel! (Deutschland)
  • Sherpa (Frankreich)
  • Osservatorio permanente sulle armi leggere e le politiche di sicurezza e difesa (Italien)
  • Pax christi Germany (Deutschland)
  • Cairo Institute for Human Rights Studies (Ägypten)
  • Ceasefire Centre for Civilian Rights (Großbritannien)
  • Arms Information Centre (Deutschland)
  • Amnesty International Italy (Italien)
  • ACAT-France (Frankreich)
  • Internationaler Versöhnungsbund, österreichischer Zweig (Österreich)
  • Pax Christi Österreich (Österreich)
  • Internationales Sekretariat Amnesty International
  • Emergent Justice Collective

 

‹ alle aktuellen Nachrichten

‹ zurück

Das Königreich Saudi-Arabien verletzt die Menschenrechte im eigenen Land, unterdrückt Frauen und verhindert jede Form von Opposition. Gleichzeitig führt Riad einen brutalen, völkerrechtswidrigen Krieg im Jemen an. Der Export von Rüstungsgütern nach Saudi-Arabien ist derzeit gestoppt, die anderen Länder der Kriegskoalition werden weiter von Deutschland beliefert.

Auf unserer Themenseite finden Sie alle aktuellen Nachrichten zu deutschen Rüstungsexporten in den Jemen-Krieg.

Kontakt

Ohne Rüstung Leben
Arndtstraße 31
70197 Stuttgart

Telefon 0711 608396
Telefax 0711 608357

E-Mail orl[at]gaia.de

Spendenkonto
IBAN  DE96 5206 0410 0000 4165 41
BIC  GENODEF1EK1

Evangelische Bank