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Nachrichten - 16. April 2018

Jedes sechste Kind weltweit lebt in Kriegs- und Konfliktgebieten

Lager für Binnenflüchtlinge in Garoowe, der Hauptstadt von Puntland, Somalia
Foto: © Hedinn Halldorsson / Save the Children

Die internationale Kinderrechtsorganisation "Save the Children" hat erschütternde Zahlen veröffentlicht: 357 Millionen Mädchen und Jungen sind tagtäglich brutaler Gewalt ausgesetzt. Der Bericht "Krieg gegen Kinder" vom Februar 2018 untersucht die Situation von Kindern in Konfliktgebieten und zeigt dabei weitere alarmierende Entwicklungen auf.


Um die Lebenswirklichkeit der Kinder in Konfliktgebieten zu beschreiben, zieht der Bericht die von den UN klassifizierten "Sechs schweren Verbrechen gegen Kinder in Konflikten" heran. Dazu zählen neben Formen direkter Gewalt wie Tötungen und Verstümmelungen, der Rekrutierung und dem Einsatz von Kindern als Soldaten, Entführungen und sexueller Gewalt auch Angriffe auf Schulen und Krankenhäuser sowie der verweigerte Zugang zu humanitärer Hilfe.


Fast ausschließlich Mädchen und Jungen aus dem Globalen Süden betroffen

Die Mehrzahl der von Konflikten betroffenen Kinder weltweit lebt in Asien. An zweiter Stelle steht Afrika, wo jedes fünfte Kind von bewaffneten Auseinandersetzungen betroffen ist. Die zehn gefährlichsten Konfliktländer für Kinder im Jahr 2016 waren laut Bericht Syrien, Afghanistan, Somalia, der Jemen, Nigeria, der Südsudan, der Irak, die Demokratische Republik Kongo, der Sudan und die Zentralafrikanische Republik.

Global betrachtet hat sich die Zahl der Kinder, die von Konflikten betroffen sind, seit Anfang der 1990er Jahre um mehr als 75 Prozent erhöht. Auch die schwere der Bedrohungen, denen die Kinder in Konfliktgebieten ausgesetzt sind, hat heute deutlich zugenommen: Die Zahl der getöteten und verletzten Kinder hat sich seit 2010 verdreifacht. Die Anzahl der Fälle, in denen Kindern humanitäre Hilfe verwehrt wurde, stieg sogar um mehr als das 15-fache.

Auf den Schultern von Kindern ausgetragen

Der "Save the Children"-Bericht sieht dabei einen Zusammenhang zwischen der zunehmenden Betroffenheit von Kindern und den Veränderungen moderner Konflikte. Konflikte dauerten länger, seien intensiver und durch eine steigende Anzahl an beteiligten Akteuren auch komplexer. Dies, das zeigen Forschungsergebnisse des Instituts für Friedensforschung in Oslo, erhöhe auch das Risiko für Kinder, Opfer von Übergriffen zu werden.

Wie sehr diese Konflikte auf den Schultern von Kindern ausgetragen werden, zeigt sich im Jemen: Von den 2.500 Schulen des Landes, die nicht mehr genutzt werden können, wurden zwei Drittel bei Angriffen zerstört. Weil die Gesundheitsinfrastruktur in Trümmern liegt, breitet sich eine Cholera-Epidemie aus. Die Nahrungsmittelknappheit hat zur Folge, dass jedes siebte Kind im Jemen laut UNICEF mangelernährt ist, davon 400.000 lebensgefährlich.

Die Folgen bleiben über Generationen

Die Gewalterfahrungen, denen die Kinder ausgesetzt sind, dauern oft jahrelang an. Kinder in Konfliktgebieten leiden an massivem, toxischem Stress, der weitreichende seelische Folgen hat. Laut "Save the Children" begünstigt dies einen Teufelskreis, in dem die nachfolgende Generation aufgrund der traumatischen Gewalterlebnisse kaum eine friedliche Gesellschaft aufbauen kann.

"Diese Erkenntnis ist gleich mehrfach erschreckend", sagt Kerstin Deibert, Referentin für Frieden und Entwicklung bei Ohne Rüstung Leben. "Zum einen zeigt sie, wie wenig es der Menschheit gelingt, die Verletzlichsten - unsere Kinder - vor Gewalt zu schützen. Zum anderen, weil die Kinder von heute die Erwachsenen von morgen sind! Auf sie kommt es an, in der Zukunft friedliche Gesellschaften aufzubauen und zur Armutsbekämpfung beizutragen".

 

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