Ohne Rüstung Leben e.V.
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Termin - 25. Januar 2024 - UPDATE: 27. Mai 2024

7. Kirchlicher Aktionstag gegen Atomwaffen am 25. Mai 2024 in Büchel

Landesbischof Kramer und Diakon Rauguth in Büchel
Landesbischof Kramer und Diakon Rauguth in Büchel, Foto: Ohne Rüstung Leben

Beim 7. Kirchlichen Aktionstag gegen Atomwaffen am Fliegerhorst Büchel in der Eifel hat der Friedensbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) eine eindrucksvolle Predigt gehalten. Friedrich Kramer betonte, Atomwaffen dürften kein Mittel der Politik sein.


Bei unbeständigem Wetter hatten sich rund 120 Menschen auf den Weg zum 7. Kirchlichen Aktionstag nach Büchel in die Eifel gemacht. Diesmal war die Bühne in der Mitte des Kreisels vor dem Haupttor zum Fliegerhorst aufgestellt. Die Landebahn und zahlreiche Einrichtungen werden derzeit für die neuen F-35-Atombomber umgebaut. Die Spuren dieser Arbeiten sind auch vor dem Tor deutlich sichtbar.

Der Aktionstag trug eine hoffnungsvolle Stimmung an diesen tristen Ort: Mit Musik von Eddi Hüneke (ehemals "Wise Guys"), bunten Fahnen, gefalteten Kranichen, mitgebrachtem Essen, Kaffee und frischem Kuchen - und natürlich vielen guten und herzlichen Gesprächen der Teilnehmenden. Während des ökumenischen Gottesdienstes brach dann sogar die Sonne durch die vorher tiefhängenden Wolken und schien auf den Atomwaffen-Stützpunkt.


Persönliches Anliegen des Landesbischofs

Dem mitteldeutschen Landesbischof und EKD-Friedensbeauftragten Friedrich Kramer war es ein persönliches Anliegen, aus Magdeburg in die Eifel zu kommen, um an diesem Ort zu predigen. Er hatte dafür einen herausfordernden Text mitgebracht - Lukas 22,36. "Wenn Jesus hier davon spricht, ein Schwert zu kaufen, spricht er nicht über ein echtes Schwert, sondern über das Schwert des Geistes, das scharfe Wort Gottes", betonte Kramer.

Das Schwert sei ein Bild dafür, schutzbereit zu sein. Gemeint sei damit jedoch, sich dem Streit, der geistigen Auseinandersetzung zu stellen. "Schütze Deinen Nächsten" und "Stecke Dein Schwert an seinen Ort" - die Zerreißprobe zwischen diesen Werten, die Jesus gelehrt hat, spürten viele Menschen heute. "Und wer den Schmerz dieser Zerreißprobe nicht mehr spürt, ist auf dem falschen Weg!", betonte Kramer.


"Geist und Logik der Abschreckung führen zur Vernichtung"

Das Bibelwort sei ein Aufruf, sich ohne jedes Gepäck aufzumachen und zu fragen: "Wo kann ich helfen?" Dazu gehöre auch, "mit unseren kleinen geistigen Schwertern an den Festungen zu kratzen, die da heißen 'Abschreckung' und 'Verteidigung'". Kramer machte deutlich: "Geist und Logik der atomaren Abschreckung führen automatisch zur Vernichtung!"

"Darum wäre gerade jetzt ein Verzicht der NATO auf einen atomaren Erstschlag nötig und wichtig. Darum dürfen die amerikanischen Atomwaffen nicht weiter nach Osten verlagert werden. Und darum ist es wichtig, dass alle Atomwaffen aus Deutschland abgezogen werden. Es ist Zeit!". So forderte der EKD-Friedensbeauftragte nachdrücklich einen deutschen Beitritt zum Atomwaffenverbotsvertrag (AVV).


"Wir werden damit nicht aufhören"

Roland Blach von der Kampagne "Büchel ist überall! atomwaffenfrei.jetzt" betonte in seiner Rede, welch ein riesiger Erfolg dieser - maßgeblich auch durch die Zivilgesellschaft erkämpfte - UN-Atomwaffenverbotsvertrag sei. "Bei unserem Kampf für eine atomwaffenfreie Welt ist der Vertrag eine große Hilfe. Er übt Druck auf die Atommächte aus, setzt sie unter einen Rechtfertigungsdruck".

"Die hier in Büchel lagernden Atomwaffen, die vielen Kriege weltweit, sie fordern uns auf zum Gebet. Darum sind wir Christinnen und Christen hier und halten Mahnwachen, beten regelmäßig gemeinsam und feiern auch Gottesdienst", betonte Diakon Horst-Peter Rauguth von pax christi. Und fügte hinzu: "Und wir werden damit auch nicht aufhören!"


Bewegende menschliche Schicksale

An zwei Geschichten von menschlichen Schicksalen wurde deutlich, wie wichtig diese Haltung ist: Pastoralreferentin Veronika Raß vom Pastoralen Raum Cochem-Zell im Bistum Trier berichtete von Pater Hugo Makibi Enomiya-Lassalle. Er war im August 1945 in Hiroshima, wurde von der Atombombe schwer verletzt. Später nahm er die japanische Staatsbürgerschaft an und widmete sein Leben dem Zen-Buddhismus und einem "interreligiösen Dialog des Herzens".

Gregor Rehm von der Arbeitsstelle Frieden und Umwelt der Evangelischen Kirche der Pfalz hingegen erzählte von seiner erst einige Wochen zurückliegenden Begegnung mit einem Deserteur aus Belarus, der nicht an den Verbrechen in der Ukraine mitwirken wollte. Nun droht ihm, der militärisches Wissen an die NATO weitergegeben hat, die Abschiebung aus Litauen. Zurück nach Belarus zu müssen, das würde für den jungen Mann eine ungewisse, lebensgefährliche Zukunft bedeuten.


Workshop für junge Menschen

Erstmals wurde am Vortag des Kirchlichen Aktionstages in Cochem an der Mosel ein Workshop für junge Menschen ab 15 Jahren abgehalten. Unter dem Motto "Frieden? Alles andere als einfach" konnten sie sich im evangelischen Gemeindehaus in Cochem mit engagierten Menschen darüber austauschen, was die Motive für ihr Engagement sind und was ihnen Hoffnung gibt. Auch Landesbischof Kramer nahm an den Workshops teil. 

Seit 2018 werden Kirchliche Aktionstage in Büchel von der Projektgruppe "Kirchen gegen Atomwaffen" organisiert. Ihr gehören Christinnen und Christen aus mehreren evangelischen Landeskirchen sowie der katholischen Friedensbewegung pax christi an!

 



Programm: 7. Kirchlicher Aktionstag für eine atomwaffenfreie Welt


Samstag, 25. Mai 2024, vor dem Fliegerhorst Büchel  [Google Maps]

Das Programm des Kirchlichen Aktionstages 2024 fand von 11:00 Uhr bis ca. 15:00 Uhr statt. Es begann mit Musik und der Vorstellung von Persönlichkeiten, die sich für eine atomwaffenfreie Welt eingesetzt haben.

Mit der Glocke auf der Friedenswiese wurde um 11.58 Uhr der Gottesdienst vor dem Haupttor eingeläutet. Mitwirkende beim Gottesdienst waren neben dem EKD-Friedensbeauftragten Friedrich Kramer auch Diakon Horst-Peter Rauguth von pax christi, Gregor Rehm von der Arbeitsstelle Frieden und Umwelt der Evangelischen Kirche der Pfalz sowie Pastoralreferentin Veronika Raß vom Pastoralen Raum Cochem-Zell im Bistum Trier.

Nach der Mittagspause startete um 14:00 Uhr das Kulturprogramm mit einem Predigtnachgespräch mit Landesbischof Friedrich Kramer, mehreren musikalischen Beiträgen und einer Rede von Roland Blach von der Kampagne "Büchel ist überall. atomwaffenfrei.jetzt!".

Für alle, die aus dem Südwesten ohne Auto anreisen wollten, organisierte das Forum Friedensethik (FFE) mit Unterstützung von Ohne Rüstung Leben eine Busfahrt von Karlsruhe nach Büchel und zurück. 


kirchengegenatomwaffen.wordpress.com

 


 

Unsere Berichte von den bisherigen Kirchlichen Aktionstagen in Büchel


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Die Vereinten Nationen haben einen Atomwaffenverbotsvertrag ausgehandelt und durch die insgesamt 122 teilnehmenden Staaten verabschiedet. Am 22. Januar 2021 trat der Vertrag in Kraft.

Auf unserer Themenseite finden Sie alle Nachrichten zum Atomwaffenverbotsvertrag.

 

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Fotos vom Kirchlichen Aktionstag in Büchel


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Teilnehmende des Kirchlichen Aktionstages 2024 in Büchel. © Ohne Rüstung Leben

Teilnehmende des Kirchlichen Aktionstages 2024 in Büchel

Roland Blach spricht für die "atomwaffenfrei.jetzt"-Kampagne. © Ohne Rüstung Leben

Roland Blach spricht für die "atomwaffenfrei.jetzt"-Kampagne

Landesbischof Friedrich Kramer mit jungen Teilnehmenden. © Ohne Rüstung Leben

Landesbischof Friedrich Kramer mit jungen Teilnehmenden

Eddi Hüneke, vormals Mitglied der A-Capella-Band Wise Guys. © Ohne Rüstung Leben

Eddi Hüneke, vormals Mitglied der A-Capella-Band "Wise Guys"

 

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